s‘ Baggers, Nürnberg

Bei der obligatorischen telefonischen Reservierung wird man zunächst darüber informiert, dass für einen Besuch  1 1/2 Std. zur Verfügung stehen, was schon mal ein wenig seltsam und befremdlich anmutet und die Aussicht auf einen gemütlichen, unterhaltsamen und relaxten Abend ein Stück weit ins Ungewisse rücken lässt.

Im Grunde hätte mich diese Lokalität ohnehin nicht sonderlich gereizt, aber man hatte halt ein paar Gutscheine und war zugegebenermaßen dann doch ein wenig neugierig. So einigte man sich auf einen Termin, reservierte diesen und nahm ihn kürzlich im klassischen Viererpack dann auch wahr.

Das Lokal liegt ein etwas Abseits in einer Gegend, die meinereiner allenfalls in Zeiten gelegentlich aufsuchte, als Squashcenter noch „In“ waren. Nach dem Eintritt wird man an einer Art Empfang recht freundlich begrüßt, pro Nase mit einer Chipkarte ausgestattet und anschließend einem der Tische – in unserem Fall im oberen Geschoss – zugewiesen.

Dort angekommen, nimmt man auf durchnummerierten Sitzplätzen an einem Ufoähnlichen Etwas Platz, das darüberhinaus an eine Mischung aus Spielcasino und Ikea-Infoterminal erinnert. Mittig ein Rondell mit Gläsern, Besteck, Stauraum, etc., darüber befindet sich der Hangar für die Transportgleiter. Vor der ganzen Anordnung zwei Touchscreen-Monitore. Verbale Kommunikation ist ohne größere Verrenkungen und Streckungen  maximal zum übernächsten Sitznachbarn möglich; weitere Tischgesellen sitzen quasi hinter dem Horizont.

Der nun erfolgende und an besagten Monitoren auszuführende Bestellvorgang dürfte so manchen aus der Generation 50+ an die Leistungsgrenze bringen. Aber wer es schafft, VGN-Fahrkarten mit der richtigen Tarifzone am Automaten zu erwerben, hat auch hier ganz gute Chancen, letztendlich die gewünschten Speisen und Getränke in überschaubarer Zeit zu ordern.

Die Speisenauswahl steht der von gewöhnlichen Restaurants mit gewöhnlichen Karten in nichts nach: Eine breite Auswahl an Gerichten, die überwiegend mit Zutaten aus der Region zubereitet werden – nach Möglichkeit aus ökologischem Anbau. Der Nassbereich glänzt ebenfalls durch ein reichhaltiges Angebot. Insbesondere bei den alkoholfreien Getränken erschien uns die Auswahl als die bislang größte (außerhalb von Getränkehandlungen) und dürfte in der Gastronomie kaum zu überbieten sein.

Die Getränke sind nach Abschluss der Bestellung innerhalb einer gefühlten Minute am Tisch; auch das mit einer sprühenden Wunderkerze versehene Essen (netter Gag) lässt kaum auf sich warten.

Über das Baggers ist ja in den letzten Jahren ausführlichst berichtet worden, daher sei über die Art und Weise, wie Speisen und Getränke an die Tische gelangen, nur soviel gesagt: Jeder Tisch ist Endstation einer Art Achterbahn, auf der die Bestellungen – in der kühlen Flasche oder im heißen Topf auf einem Gleitschlitten fixiert – allein mittels Ausnutzung der Gravitation – spiralförmig an selbigen gelangen. Ein bisschen wie Rohrpost, aber ohne Rohr. Dafür mit ess- oder trinkbarer Post.

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Was dann letztendlich an und auf den Tisch kam, gab qualitativ keinerlei Anlass zur Kritik, wenngleich auch kaum übermäßige Begeisterung eintrat. Topfesser kommen voll auf ihre Kosten; wer sein Essen ein wenig kühler mag, lädt selbiges auf einen der bereitstehenden Teller um. Das gebrauchte Geschirr wird anschließend im Stauramum des Rondells abgestellt, wo es – und das ist neben der Empfangsdame das einzige Personal, das man zu Gesicht bekommt –  irgendwann unauffällig abgeholt und weggebracht wird.
Grund zu Reklamation oder sonstiger Intervention gab es keinen; es gibt zwar – wie im Flieger – einen Serviceruf und vielleicht wärs ganz interessant gewesen zu sehen, wie das dann gehandhabt wird („Maschinenraum an Brücke… Jim, hörst Du mich? Wir haben hier ein kaltes Hühnchen an Reaktortisch 3“ – „Danke Scotty. An alle: Alarmstufe Rot – alle Mann in Gefechtsbereitschaft und fahrt die verdammten Schutzschilde hoch!“)

Das eingangs ein wenig knapp erscheinende Zeitfenster hat dann am Ende dank vernachlässigbarer Wartezeiten dicke ausgereicht. Die anfängliche Faszination lässt halt irgendwann nach, wenn man mal einigen Schlitten beim Schlittern zugesehen hat; die oben schon beschriebenen Gegebenheiten laden ja auch nicht unbedingt zum längeren Verweilen ein.

Und damit komme ich schon zum Fazit dieses Abends:

Das Baggers ist ganz sicherlich etwas Außergewöhnliches, auf junges und junggebliebenes Publikum abgestimmt und unbedingt empfehlenswert für alle Fans der Schwerkraft (die im übrigen keine deutsche Erfindung ist, wie viele meinen). Personaleinsparung durch Gravitation, quasi. Preislich sollte man sich dennoch auf ein etwas höheres Niveau als bei der Kneipe nebenan einstellen; die Fleischgerichte liegen zwischen 11 und  16 Euro, vegetarisches gibts für knappe 10 Euro.

Für uns konkret: Nett, das mal gesehen zu haben, aber (Zitat Jochen): „Da ist mir die hübsche Bedienung in der Kofferfabrik dann doch lieber“

’s Baggers

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