A frischa Maß Humbser, a gouter Fraß
Freunderl sichst, dou houster was
Eine Weisheit, die sich dem aufmerksamen Besucher des/der Walhalla sogleich nach dem Eintritt offenbart und beim Einen oder Anderen sicherlich ein zustimmendes Kopfnicken auslöst. Vorausgesetzt, dass er oder sie des Lesens von Frakturschrift mächtig ist und darüberhinaus weiß (oder folgerichtig schließt), dass Humbser einstmals eine Fürther Brauererei war.
Es ist Sonntag und bei der vormittäglichen telefonischen Anfrage wurde empfohlen, lieber erst gegen 14h30 zu kommen; es sei viel los und man würde heute wohl etwas länger „machen“. Kurz nach zwei macht man sich also auf den Weg und ist viertel nach vor Ort. Über 12 Jahre hat es nun also gedauert, bis meinereiner (nach seiner Einfürtherung) es endlich in dieses – aus dem 16. Jhd. stammenden und damit zu den ältesten Gasthäusern Fürths gehörenden – Traditionslokal geschafft hat.
Nach Betreten desselben nimmt man neben dem eingangs zitierten Spruch sogleich die am besten als urig und familiär zu beschreibende Atmosphäre wahr; eine Art Atmosphäre, die gerne und fast ausschließlich alteingesessenen und traditionsreichen Wirtsstuben innewohnt. Der geübte Beobachter entdeckt inmitten der klassischen und reichhaltigen Dekoration raffiniert und unauffällig integrierte Feng-Shui-Accessoires. Diese scheinen ihre Wirkung voll zu entfalten, denn der Laden ist – ähh… voll.
Zumindes fast, denn wir schaffen es, uns an einen Tisch hinzuzuquetschen; bald kommt auch die Bedienung und mit ihr die Karte.
Neben einer ordentlichen Auswahl an Gerichten bietet diese auch ein breites Sortiment an fränkischen und internationalen Weinen. All dessen ungeachtet werden ein mittlerer und ein großer gebackener Karpfen bestellt, das waren Plan und Vorsatz des heutigen Tages, das wird jetzt durchgezogen.
Während des Wartens aufs Essen wird die Karte noch ein wenig durchstöbert und spätestens hier stößt dann auch der ungeübte Beobachter auf wohlwollende Hinweise und Angebote zu esoterischen Produkten wie Elektrosmog-Vernichter. Noch während wir das äußerst befremdlich finden, kommen die Salate und kurz darauf die beiden Karpfen.
Die gemischten Salate sind lecker; lediglich der Kartoffelsalat erscheint mir etwas süßlich und hätte für meinen Geschmack mehr Salz und vor allem Pfeffer vertragen; aber das steht ja am Tisch (letzteres sogar als Mühle) und man kann nachwürzen.
Ähnliches gilt für die Panade des Karpfen, die dafür aber an Knusprigkeit kaum zu überbieten sein dürfte. Auch der Karpfen an sich (mit Ingreischbeigabe!) ist ein Genuss bis zum letzten Häppchen: Dem Bäckchen.
Beim Gang aufs Klo entdecke ich dann noch das hintenraus liegende Gärtchen; sieht sehr nett und gemütlich aus und dürfte gelegentlich auch mal angetestet werden.
Die nette Bedienung und ein abschließender Espresso machen den frühen Nachmittag perfekt; auch die Preise (13,90€ für den großen Karpfen) erscheinen angemessen.
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